Was ist Laktat?

Was ist Laktat? Laktat (auch Lactat genannt) ist das Salz der Milchsäure. Es kommt in zwei verschiedenen chemischen Formen vor: D-Laktat und L-Laktat, wobei L-Laktat primär im menschlichen Körper vorhanden ist.1 In dem nachfolgenden Artikel erfährst du wie Laktat entsteht und noch viel mehr.

Wie entsteht Laktat?

Laktat wird in verschiedenen Organen und Geweben des menschlichen Körpers gebildet. Du findest es beispielsweise in den Muskelzellen.1,2 Insbesondere beim Sport oder generell körperlicher Anstrengung spielt die Bildung von Laktat in den Muskelzellen eine große Rolle. Muskeln brauchen Energie um zu arbeiten. Der universelle Energieträger im menschlichen Körper ist Adenosintriphosphat (ATP).3,4 Es gibt unterschiedliche Wege wie ATP hergestellt werden kann (Link zum Artikel zur Energiebereitstellung). ATP kann mithilfe von Sauerstoff (aerob) oder auch ohne Sauerstoff (anaerob) hergestellt werden.4 Bei intensiver körperlicher Anstrengung arbeiten die Muskeln im anaeroben Bereich. Anaerob wird beispielsweise Glucose genutzt, um ATP herzustellen. Dabei entsteht dann Laktat. Daher spricht man bei der anaeroben Energiebereitstellung mithilfe von Glucose von der anaeroben lactaciden Energiebereitstellung1 (anaerob = ohne Sauerstoff; lactacid = mit Bildung von Laktat).

Der anaerobe lactacide Stoffwechselweg dominiert die Energiebereitstellung wahrscheinlich in einem Bereich von 20 bis 80 Sekunden intensiver Belastung5. Die Energie kommt aus dem Abbau von Glucose oder Glykogen, die in den Zellen gespeichert sind5. Eine vereinfachte chemische Formel zeigt den Ablauf4.

Glucose + P + ADP → Lactat + ATP

Was ist Laktat?
Was ist Laktat? Original-Foto: Male athlete sprinting von Dmytro Aksonov.

Laktat im Sport – Wann ist Laktat erhöht?

Durch Aktivitäten, wie intensive sportliche Anstrengung, kommt es zu einem Laktatanstieg. Laktat kann in einem gewissen Ausmaß vom Körper abgebaut werden. Hält die intensive Belastung aber länger, wird mehr Laktat produziert, als der Körper abbauen kann. Beispiel: Du sprintest 400 m durch. Nach 100 m merkst du, dass du super schnell unterwegs bist. Du möchtest die Geschwindigkeit aufrechthalten und „einfach“ so die restlichen 300 m durchsprinten. Allerdings merkst du nach vielleicht 200-250 m, dass sich ein „komisches“ Gefühl in deinen Oberschenkeln breit macht. Die Oberschenkel fangen langsam an zu „brennen“, genauso, wie möglicherweise deine Schultern und Arme. Das liegt an der hohen Laktatbildung. Während deines 400 m Sprints gewinnt die anarobe lactacide Energiebereitstellung, nach vermutlich spätestens 20 – 30 Sekunden, an enormer Bedeutung. Dabei fällt dann u. a. viel Laktat an. Die Bildung von Laktat, aber auch Wasserstoff(H+)-Ionen, sorgt dafür, dass der pH-Wert sinkt. Man spricht umgangssprachlich von „Übersäuerung“. Und diese „Übersäuerung“ merkst du als brennen in der Muskulatur. Je mehr die Muskulatur „übersäuert“, desto weniger gut funktioniert aber die Energiebereitstellung über Glucose. Daher wird es beispielsweise bei einem 400 m Sprint immer schwieriger die Geschwindigkeit aufrecht zu halten je länger du sprintest.vgl. 5

Wie Laktat messen?

Um die sportliche Leistungsfähigkeit zu ermitteln, kann man die Laktatkonzentration im Blut messen. Dazu wird ein Laktattest durchgeführt, bei dem der Sportler eine bestimmte Belastung (z. B. Laufen oder Radfahren) mit steigender Intensität absolviert. Dabei wird in regelmäßigen Abständen eine kleine Blutprobe aus dem Ohrläppchen oder dem Finger entnommen und der Laktatwert bestimmt.6,7

Die Laktatmessung erfolgt in der Regel im Rahmen eines stufenförmigen Belastungstests, bei dem die Belastungsintensität schrittweise erhöht wird. Der Belastungstest kann auf verschiedenen Ergometern durchgeführt werden, je nach Sportart und Zielsetzung.6,7 Zum Beispiel:6

  • Fahrradergometer: Geeignet für Radfahrer, Triathleten oder andere Ausdauersportler, die ihre Leistung auf dem Fahrrad verbessern wollen.
  • Laufband: Geeignet für Läufer, Fußballer oder andere Sportler, die ihre Laufleistung verbessern wollen.
  • Strömungskanal: Geeignet für Schwimmer, die ihre Schwimmleistung verbessern wollen. Der Strömungskanal erzeugt einen künstlichen Wasserstrom, gegen den der Schwimmer schwimmt.
  • Armkraftzuggerät: Geeignet für Schwimmer, die ihre Armkraft verbessern wollen. Das Armkraftzuggerät besteht aus einem Seilzug, an dem der Schwimmer zieht.
  • Ruderergometer: Geeignet für Ruderer, die ihre Ruderleistung verbessern wollen.

Der Belastungstest beginnt mit einer niedrigen Belastungsstufe, die weniger als 45 % der maximalen Leistungsfähigkeit entspricht. Nach jeder Belastungsstufe wird eine Blutprobe entnommen und die Laktatkonzentration gemessen. Die Belastungsstufen werden so lange erhöht, bis die maximale Leistungsfähigkeit oder die subjektive Erschöpfung erreicht ist. Der Belastungstest dauert in der Regel 12 bis 15 Minuten. Die Laktatkonzentration wird auch nach dem Ende der Belastung gemessen, da sie noch weiter ansteigt, bevor sie wieder abfällt. Eine aktive Erholung, bei der der Körper weiterhin leicht bewegt wird, kann den Laktatabbau beschleunigen.vgl. 6,7

Der Laktattest dient dazu, die individuelle anaerobe Schwelle zu ermitteln, also den Punkt, an dem die Laktatproduktion den Laktatabbau übersteigt. Dieser Punkt ist ein wichtiger Indikator für die Ausdauerleistungsfähigkeit und kann als Grundlage für die Trainingssteuerung dienen. Je schneller man an dieser anaeroben Schwelle laufen kann oder je höher der Puls an dieser Schwelle ist, desto besser ist die Ausdauerleistungsfähigkeit.vgl. 6,7

Literatur

1Adeva-Andany, M., López-Ojén, M., Funcasta-Calderón, R., Ameneiros-Rodríguez, E., Donapetry-García, C., Vila-Altesor, M., & Rodríguez-Seijas, J. (2014). Comprehensive review on lactate metabolism in human health. Mitochondrion17, 76-100.

2Rabinowitz, J. D., & Enerbäck, S. (2020). Lactate: the ugly duckling of energy metabolism. Nature metabolism, 2(7), 566-571.

3Faller, A. & Schünke, M. (2016). Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion. Geoerg Thieme Verlag

4Hollmann, W., & Strüder, H. K. (2009). Sportmedizin: Grundlagen für körperliche Aktivität, Training und Präventivmedizin; mit 91 Tabellen. Schattauer Verlag

5Schnabel, G. (Ed.). (2014). Trainingslehre-Trainingswissenschaft: Leistung-Training-Wettkampf. Meyer & Meyer Verlag.

6Haber, P. (2018). Leitfaden zur medizinischen Trainingsberatung. Wien New York: Springer.

7Hottenrott, K., & Neumann, G. (2016). Trainingswissenschaft: Ein Lehrbuch in 14 Lektionen (Vol. 7). Meyer & Meyer Verlag.

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